Wenngleich Frettenheim eine der kleinsten Gemeinden des Kreises ist, gehört das Dorf doch zu den aller ältesten Siedlungen im ehemaligen Wormsgau. Wie die Bodenfunde beweisen, war der Raum um Frettenheim schon viele Jahrtausende vor Christi Geburt von Menschen bewohnt. Die Bronzezeit-Menschen bebauten den fruchtbaren Boden, nach ihnen siedelten hier fleißige Hallstatt-Leute und Kelten. Die Ausgrabung einer römischen Ansiedlung, bei der ein ausgemauerter Brunnen, römische Ziegel, römische Münzen und eine ganze Anzahl von Gebrauchsgegenständen und Sigligli-Gefäßen gefunden wurden, führen uns auf die Spuren der Römerherrschaft. Es folgten die unruhigen Zeiten der Völkerwanderung.
Als die Franken etwa um das Jahr 600 Ruhe ins Land brachten, sich in unserer Gegend sesshaft machten und Dörfer gründeten, entstand als fränkische Siedlung auch Frettenheim. Schon 766 wird der Ort in den Lorscher Schenkungsakten urkundlich unter dem Namen Frittenheim genannt. 774 heißt das dorf Fruttenheim und von 1402 an Frettenheim. Nach dem Alzeyer Saal- und Lagebuch von 1429 zählte der Ort unter diejenigen Dörfer, "welche zu allen Geboten der Burg von Alzey zu dienen schuldig waren".
Die Vogtei trug ein im Dorfe ansässiges Geschlecht, derer von Frettenheim, denen das Dorf von Kurpfalz als Lehen gegeben war. Als um das Jahr 1575 dieses Adelsgeschlecht mit Friedrich von Frettenheim erlosch, wurde das ganze Lehen von Kurpfalz eingezogen. Frettenheim wurde kurpfälisch und blieb bei der Pfalz bis zu den Wirrn am Ende des 18. Jahrhunderts (1794). Abgabepflichtig war das Dorf außer an die Burg von Alzey an den Juncker Hund von Saulheim. Von 1755 an aber waren die Freiherrn von Heddersdorf die Zehntherren.
Schon vor 1500 stand in Frettenheim eine Kirche, die "Allen Heiligen" geweiht war. Im Baubuch des Oberamtes Alzey wird vom Jahre 1587 berichtet, daß "es dem Gotteshaus an nichts mangele". Später kam das Gebäude aber in Zerfall, so daß es von etwa 1670 an nicht mehr als gottsdienstliche Stätte benutzt werden konnte. Am Ende de 17. Jahrhunderts war nur noch eine Ruine vorhanden. Dieses ehemalige erste Gotteshaus wurde bei der Pfälzer Kirchenteilung 1706 den Reformierten zugesprochen, die aber die zerfallene Kirche nicht mehr aufbauten.
Sie erbauten sich vielmehr im Jahre 1755 eine neue Krche, welche heute noch der evangelischen Gemeinde dient. Auch die Katholiken erbauten im Jahre 1749 eine neue Kirche und weihten sie dem Heiligen Georg. Der Altar stammt aus der kurfürstlichen Kapelle zu Mainz. Frettenheim war schon vor der Reformation Pfarrort und blieb es bis in die zweite Hälfte des 17. Jahrhunderts. Nach dem Dreißigjährigen Krieg wurde die Pfarrstelle nicht mehr besetzt. Von 1572 bis 1577 amtierte als Pfarrer in Frettenheim Jakob Haccamar, von 1596 bis 1603 Andreas Friderici.
Die Namen der früheren Pfarrer sind nicht bekannt. Auf die Vergangenheit zurückblickend kann gesagt werden, daß ein jedes Dorf, und sei es noch so klein, eine Geschichte hat. Irgendwo und irgendwann hat es im Laufe der Jahrhunderte einmal als kleines, unscheinbares Rädlein im großen Weltgetriebe mitgespielt. So auch unser Frettenheim.
Anmutig liegt es da, in einer fruchtbaren Mulde, die von den Abhängen des Kloppbergs und des Petersberges gebildet wird, umgeben von allerbestem Ackerland, das wiederum von einem Kranz von Weinbergen umsäumt ist. Das Dorf macht einen gepflegten Eindruck. Saubere Straßen und geräumige Bauernhöfe verraten reiches Besitztum und den Wohlstand der Bevölkerung.
Text: Georg Wendel